wenn du dir Sorgen um ein Kind machst …

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Bei dem Ver­dacht auf sexu­el­len Miss­brauch soll­te über­legt und ruhig vor­ge­gan­gen wer­den, Hek­tik und Aktio­nis­mus sind fehl am Platz.

Vie­le Kin­der wer­den über Jah­re miss­braucht. Der Wunsch, den Miss­brauch sofort zu stop­pen, ist ver­ständ­lich – oft wer­den dabei aber Feh­ler gemacht, die die Situa­ti­on des Kin­des wei­ter ver­schlech­tern. Kin­der kön­nen – je nach Alter – noch nicht für sich selbst ent­schei­den, wel­che Hil­fe sie brau­chen oder wel­che Schrit­te gegen den Täter oder die Täte­rin nötig sind. Sie sind auf Bezugs­per­so­nen angewiesen.

Die­se sind jedoch oft­mals sehr stark emo­tio­nal invol­viert und häu­fig selbst durch den Miss­brauch des Kin­des sehr belas­tet. Sie über­for­dern das Kind unter Umstän­den mit ihren Reak­tio­nen, indem sie es z.B. mit ihren eige­nen Gefüh­len von Wut, Hilf­lo­sig­keit, Trau­er, Ohn­macht oder Rache­ge­füh­len über­mä­ßig kon­fron­tie­ren. So kön­nen sie häu­fig nicht rich­tig auf die Bedürf­nis­se des Kin­des reagieren.

Bei Ver­dacht auf sexu­el­len Miss­brauch ist es des­we­gen sinn­voll, sich selbst eine Ver­trau­ens­per­son (z.B. Freund*in, Kolleg*in) zu suchen, um mit ihr über den Ver­dacht, die eige­nen Unsi­cher­hei­ten und Zwei­fel zu spre­chen, sowie pro­fes­sio­nel­le Unter­stüt­zung in Anspruch zu nehmen.

Spe­zia­li­sier­te Fach­be­ra­tungs­stel­len gegen sexu­el­len Miss­brauch, wie z.B. Frau­en­be­ra­tungs­stel­len und Frau­en­not­ru­fe, die Bera­tungs­stel­len von Wild­was­ser oder Kin­der­schutz-Zen­tren bie­ten hier kos­ten­los die ent­spre­chen­de fach­kun­di­ge Bera­tung und Infor­ma­tio­nen über Hand­lungs­mög­lich­kei­ten, auch für ver­schie­de­ne Berufs­grup­pen wie Erzieher*innen und Lehrer*innen. In Hil­des­heim ist dies ins­be­son­de­re auch die Bera­tungs­stel­le Wild­ro­se Hil­des­heim. Mög­li­che Inter­ven­tio­nen – wie z.B. Kon­fron­ta­ti­on einer Fami­lie, eines ver­meint­li­chen Täters oder eine Straf­an­zei­ge – soll­ten unbe­dingt mit pro­fes­sio­nel­ler Unter­stüt­zung erfol­gen! Das­sel­be gilt für den Umgang mit dem betrof­fe­nen Kind.

Für den Umgang mit einem betroffenen Kind sind folgende Hinweise wichtig:

Nehmen Sie sich viel Zeit

Miss­brauch­te Kin­der schil­dern ihre Pro­ble­me nur sehr sel­ten flüs­sig. Das Reden über den Miss­brauch fällt ihnen meis­tens schwer. Kin­der soll­ten nie­mals dazu gedrängt wer­den, über ihre Miss­brauchs­er­fah­run­gen zu sprechen!

Glauben Sie dem Kind und machen Sie deutlich, dass es keine Schuld trägt

Vie­le Kin­der haben bereits mehr­fach die Erfah­rung gemacht, dass ihren Andeu­tun­gen oder auch kla­ren Aus­sa­gen nicht geglaubt wird und ste­hen unter einem star­ken Geheim­hal­tungs­druck. Aus­sa­gen wie „Ich weiß, dass Erwach­se­ne mit Kin­dern Din­ge machen kön­nen, die nicht in Ord­nung sind“ kön­nen der Aus­lö­ser dafür sein, dass das Kind sich traut zu spre­chen.  Es ist wich­tig, dem Kind zu ver­mit­teln, dass es für das Gesche­hen kei­ne Ver­ant­wor­tung trägt, son­dern die­se allein beim Täter oder der Täte­rin liegt.

Schuld­ge­füh­le und Ängs­te bestehen meis­tens auch, weil das Kind in die­sem Moment sein Ver­spre­chen gebro­chen hat, nicht über den Miss­brauch zu reden. Dem Kind soll­ten auf kei­nen Fall Vor­wür­fe gemacht wer­den, dass es nicht frü­her über den Miss­brauch berich­tet hat.

Das Kind soll­te dar­in bestärkt wer­den, dass es rich­tig ist, nun zu spre­chen. Dro­hun­gen sei­tens des Täters oder der Täte­rin soll­ten auf­ge­grif­fen und ent­dra­ma­ti­siert werden.

Signalisieren Sie Bereitschaft, sich auch belastende Dinge anzuhören

Kin­der spü­ren intui­tiv, ob die Per­son, mit der sie spre­chen, die Bereit­schaft hat zuzu­hö­ren, und auch, ob sie belast­bar ist. Wer die Kon­fron­ta­ti­on mit Miss­brauchs­er­fah­run­gen nicht oder nur schwer aus­hal­ten kann, ist nicht die rich­ti­ge Gesprächs­per­son für ein Kind. Ungüns­tig sind Aus­sprü­che wie „Das ist ja furcht­bar“, „Wie schreck­lich, wie ent­setz­lich“ gegen­über dem Kind.

Ermutigen Sie das Kind, Gefühle auszusprechen und loben Sie es für seinen Mut

Zei­gen Sie dem Kind, dass alle Gefüh­le erlaubt sind: Wut, Hass, Ent­täu­schung, aber auch Lie­be oder Sym­pa­thie für den Täter oder die Täte­rin. Gera­de wenn es sich um eine ver­trau­te Per­son han­delt, haben Kin­der oft­mals ambi­va­len­te Gefüh­le gegen­über die­ser Person.

Wich­tig ist es auch, das Kind dafür zu loben, dass es sich trotz des Ver­bo­tes getraut hat, über den Miss­brauch zu reden. Eben­so soll­te das Kind für sei­nen Mut gelobt wer­den, sich Hil­fe zu holen.

Bleiben Sie bei den Bedürfnissen des Kindes

Oft­mals wol­len Kin­der zunächst ein­mal nur los­wer­den, was gesche­hen ist. Vor­ei­li­ge Hilfs­an­ge­bo­te oder Ver­spre­chun­gen schre­cken vie­le Kin­der mit Miss­brauchs­er­fah­run­gen ab, da sie Angst haben, dass etwas über ihren eige­nen Wil­len hin­weg geschieht, über das sie kei­ne Kon­trol­le mehr haben.

Die betrof­fe­nen Kin­der und Jugend­li­chen haben einen ein­schnei­den­den Ver­trau­ens­miss­brauch erlebt und ihre Selbst­be­stim­mung wur­de mas­siv miss­ach­tet. Per­so­nen, an die sich das Kind nun wen­det, soll­ten das Ver­trau­en nicht miss­brau­chen, und sie soll­ten ver­läss­lich sein. Ins­be­son­de­re bei Jugend­li­chen darf nichts über ihren Wil­len hin­weg ent­schie­den werden.

Bieten Sie die Vermittlung professioneller Unterstützung an

Nicht alle Kin­der oder Jugend­li­chen mit Miss­brauchs­er­fah­rung brau­chen zwangs­läu­fig eine The­ra­pie und soll­ten auch nicht dazu gezwun­gen wer­den. Die Infor­ma­ti­on dar­über, dass es die Mög­lich­keit von Bera­tun­gen und The­ra­pien gibt, ist für älte­re Kin­der und Jugend­li­che aber hilf­reich. Adres­sen von Kin­der- und Jugendtherapeut*innen kön­nen über die Kran­ken­kas­sen erfragt wer­den sowie über Fach­be­ra­tungs­stel­len (z.B. Erzie­hungs­be­ra­tung, Kinderschutz-Zentren).

(Quel­le: https://www.frauen-gegen-gewalt.de/de/infothek/sexueller-missbrauch/was-tun-wie-helfen.html)